Gefährliches Erbe



Bei der Suche nach Absturzstellen gibt es im direkten und indirekten Umfeld oft Funde, mit denen man (vor allem in der Menge) nicht gleich rechnet. Innerhalb des Zeitraums, in dem wir eine Absturzstelle nahe Speyer, mit Nachforschungsgenehmigung der Denkmalbehörde und Genehmigung der Stadt sowie Forstbehörde erforschen konnten, wurden in der Anflugroute des Flugzeuges, noch mit etwas Abstand zur Absturzstelle, Kriegsrelikte gefunden, die nicht in Verbindung mit dem Flugzeug standen, aber wegen der Menge, ihrer Gefährlichkeit und des Fundstellenortes wegen, auffällig waren.



Es handelte sich hier um eine relativ große Menge Panzerabwehr-/Artillerie- sowie Flakmunition. Auf einem relativ überschaubaren Gebiet wurden neben Unmengen von teils sehr großen Granatsplittern viele scharfe bzw. nicht-explodierte Granaten sowie Zündmittel gefunden. Ein breites Spektrum an Kalibern, von 4,7cm über 7,5cm, 8,8cm, 10,5cm bis 15,5cm, verschiedensten Ursprungs, samt Kartuschen und  Zündladungen, inkl. Reste von Transportbehältern, waren vertreten. Das meiste war deutschen und tschechischen Ursprungs. Einige der noch scharfen 10,5cm und 15,5cm Artilleriegranaten, von bis zu 70cm Länge und bis zu 50 Kilogramm schwer, lagen direkt neben einer intensiv befahrenen Straße. Ein Exemplar lag nur wenige Meter  vom  Fahrbahnrand entfernt in sehr geringer Tiefe.


Die Relikte wurden nur soweit angegraben, bis in etwa erkennbar war, um was es sich da handelte. Anschließend wurde die Fundstelle mittels GPS markiert, deren Gefährungspotential für Fußgänger oder vorbeifahrende Fahrzeuge eingestuft und dem Kampfmittelräumdienst gemeldet.



Entweder handelt es sich hier in dem Abschnitt um ein ehemaliges Munitions-Lagerungsgebiet, teils mit tschechischer Beutemunition, welches in der Endphase des Krieges durch deutsche Truppen gesprengt bzw. durch alliierte Truppen am Boden oder aus der Luft angegriffen wurde, oder es handelt sich um Relikte einer (teils erfolglosen) Nachkriegssprengung, da einige Granaten durch Splitterwirkung beschädigt waren und teilweise Sprengstoff frei lag. Laut oftmals noch lesbaren Datumsangaben handelt es sich um Munition aus dem Zeitraum 1936-1944. 



Og. Explosiven/Munition wurde durch KMRD Räumgruppe Worms geräumt und fachgerecht entsorgt.




Maxdorf 12.02.2022: Fund von mehreren Handgranaten

Am Samstag, den 12.02.2022, erhielt ich einen Anruf einer Einwohnerin aus Maxdorf. Sie schilderte, dass in ihrer Einfahrt neben dem Wohnhaus gerade eine Garage gebaut wird, und bei den Erdarbeiten wäre etwas gefunden worden, das aussehen würde wie Überbleibsel aus dem letzten Krieg. Sie vermutete (im Nachhinein stellte sich das als richtig heraus), dass es sich um eine bzw. mehrere Handgranaten handelt. Daraufhin fuhr ich vor Ort, um mir das Ganze anzuschauen. 


Vor Ort waren in der Ecke des Fundaments, in einer Tiefe von ca. 45 cm, drei amerikanische Handgranaten vom Typ MK2 „Pineapple“ sichtbar. Eine Granate, ohne Zünder, lag bereits an der Oberfläche, die anderen beiden waren nur ansatzweise sichtbar, aber man konnte sie im Erdreich deutlich erkennen. Sie befanden sich offenbar noch in gutem Zustand. Die gelbe und grüne Farbe war noch auf den Granaten vorhanden. Es waren auch noch Reste der (Transport-)Pappschachtel erkennbar, in der die Handgranaten offensichtlich ins Erdreich gelangt sind.

 

Es ließen sich noch mehr Granaten oder Ähnliches darunter im Erdreich vermuten. Die Stelle befand sich unmittelbar in einer Hofeinfahrt, am Straßenrand, nur wenige Meter von der Vordertür des Hauses entfernt, in einem frei zugänglichen, nicht umzäunten Bereich. 

 

Der Kampfmittelräumdienst wurde verständigt. Details zur Fundstelle, Typ der Handgranaten, etc., wurden mitgeteilt. Da der Fund an einem Samstag bzw. am Wochenende gemacht worden war, würde der KMRD aus Koblenz anfahren. Zwei Stunden später waren der KMRD sowie auch die Polizei vor Ort. 


Wie erwartet wurde noch mehr, insgesamt sieben amerikanische Splitterhandgranaten und drei Raucherzeuger, teils noch in ihrer Pappschachtel, geborgen.

 

Eine Splitterhandgranate war noch mit dem eingeschraubten Zündmechanismus versehen und wurde besonders vorsichtig behandelt. Alle anderen aufgefundenen Handgranaten waren zwar mit Sprengstoff versehen, aber ohne den eingebauten Zünder.

 

Entgegen den Presseberichten waren die Granaten nicht von einem Bagger, sondern vom Hauseigentümer mit dem Spaten entdeckt worden. Ein Bagger kam während der gesamten Garagenbau-/Erdarbeiten nicht zum Einsatz.         Erik Wieman



Amerikaner ziehen in 1945 unweit der Fundstelle über die Hauptstraße durch Maxdorf in Richtung Ludwigshafen am Rhein